Alta: Die Sami und der Mythos von Rudolph

Die Sami: Infos von A bis Yoik

Einmal mit dem Rentierschlitten durch die norwegische Winterlandschaft gleiten und dabei die Sami-Kultur kennenlernen – Genau deshalb haben wir uns für den Ausflug über AIDA in das Sami Camp nach Masi zu Johann und seiner Familie entschieden.

Als wir am Hafen von Bord gingen, trennte uns etwa 1:15 Std Fahrt vom Camp durch das verschneite Hinterland Altas. Wir wurden bereits freudig von Sarah, unserer Reiseleiterin und von Finn, unserem Busfahrer erwartet.

Vereiste Wasserfälle im Winter entlang der E45

Sarah kannte Johann und seine Familie bereits und schwärmte während der Busfahrt von seiner liebenswerten Art und seiner Gastfreundschaft. Sie gab uns zudem schon viele Insiderinfos für unseren Aufenthalt im Camp – Wir sollten Johann auf keinen Fall fragen wie viele Rentiere er besitzt. „Das ist in etwa so als würden wir fragen wie viel Geld jemand auf dem Konto hat.“ erklärte uns Sarah.
Wir fuhren durch die Innenstadt von Alta, vorbei an der Nordlichtkathedrale raus in die Natur. Es kamen uns immer weniger Autos entgegen und schon bald näherten wir uns einer spektakulären Schlucht, durch die eine enge Straße führte.
Diese fuhren wir hindurch und Finn gab uns jederzeit ein sicheres Gefühl im Bus. Generell sind die norwegischen Busfahrer sehr routiniert und obwohl die Straßenverhältnisse teilweise wirklich schwierig waren, steuerte er uns dennoch sicher Richtung Masi.
Plötzlich bremste Finn ab und wir wunderten uns, da kein anderes Fahrzeug in Sicht war. Dafür aber wirklich tolle, vereiste Wasserfälle, die wir noch nie zuvor gesehen haben.

Glücklicherweise konnten wir das Schauspiel später auch noch ein weiteres Mal auf der Rückfahrt erleben.

Die Schönheit der norwegischen Landschaft im hohen Norden lässt sich wirklich kaum in Worte fassen. Diese Weite und Ruhe, einfach nur der Wahnsinn.
Nach einer etwas längeren Strecke bogen wir schließlich auf eine schmale, verschneite Straße ein – wir kamen in Masi, einem kleinen Dorf südlich von Alta an.

Ein Teil des Masi-Dorfes

Sarah bat uns noch ein Moment im Bus sitzen zu bleiben, denn Johann wollte uns persönlich willkommen heißen. Ganz traditionell mit einem Yoik.
Ein Yoik ist ein Gesang, der die Gefühle der Sami ausdrückt und sich dem Jodeln ähnelt.
Bereits im Bus spürte man Johanns Herzlichkeit. Kein Wunder, dass uns die Kultur der Sami direkt gefesselt hat. Wir haben uns alle sehr gefreut, dass wir nun endlich da waren und wir für zwei Stunden in eine andere Welt eintauchen durften.

Lassowerfen - Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen

Wer kann, der kann

Während die erste Gruppe direkt im Rentierschlitten durchstartete, begrüßten uns Johanns Söhne im Camp und zeigten uns wie man Rentiere einfangen kann.
Wir bekamen alle ein Lasso und durften es direkt mal selbst ausprobieren – natürlich mit professioneller Hilfestellung. Gar nicht so leicht beim ersten Mal. Nach mehreren Versuchen wurden wir alle viel besser und wir trafen das ein oder andere Geweih. Trotzdem sind Johanns Söhne natürlich viel geübter und generell sah bei ihnen alles sehr einfach aus. Allerdings haben sie das Lassowerfen von klein auf gelernt.

Johann erzählte uns später noch davon, dass Kinder der Sami bereits mit zwei Jahren ein eigenes Messer bekommen und das Lasso werfen lernen. Es wird ihnen quasi in die Wiege gelegt.

Mit den Rentieren durch die weiße Landschaft

Bevor die Sami Schneemobile hatten, war der Rentierschlitten oft das einzige Fortbewegungsmittel und so kamen auch wir in den Genuss einer solch ursprünglichen Schlittenfahrt.
Die Holzschlitten waren ganz liebevoll gestaltet und mit Rentierfellen ausgelegt. Wir kuschelten uns in die warmen Decken, die uns bereit gelegt wurden und es kam eine angenehme Wärme auf.
Im Gegensatz zu den Schlittenhunden sind die Rentiere doch eher gemächlicher unterwegs und wir wurden sanft durch den tiefen Schnee gezogen. Der Wettergott meinte es gut mit uns und die Sonne schien uns ins Gesicht.
Johanns Sohn führte die Rentierherde an und so zogen wir langsam durch das Camp, genossen die Ruhe und lauschten den Rentieren.
Nach etwa 20 Minuten sah man das Camp aus der Ferne, ehe wir wieder dort ankamen. Wir machten noch Erinnerungsfotos, denn diesen Moment mussten wir einfach festhalten.

Rentiere sind übrigens sehr ruhige und liebe Tiere, jedoch lassen sie sich nicht besonders gerne anfassen. Sarah erzählte uns später im Bus von einem Rentier, das immer wieder allein zum Studentenwohnheim nach Alta kam und dort die Nähe des Menschen gesucht hat. Mittlerweile lebt es aber wieder bei seiner Herde.

Rasante Fahrt in Echtzeit

Sami Kultur & Geschichten aus dem Lavvu

Das Lavvu ist das traditionelle Zelt der Sami. Vor vielen Jahren waren die Sami Nomaden, die mit ihren Rentieren vom einen Ort zum anderen zogen und in diesen Zelten lebten.

Heute gibt es noch einige Sami in Norwegen und auch generell in Skandinavien, diese leben aber alle zivilisiert in ganz gewöhnlichen Häusern und nutzen die Zelte nur noch für den Umtrieb ihrer Rentierherden.
Normalerweise bietet ein Lavvu ungefähr Platz für ca. vier bis sechs Menschen.

In dem Lavvu in Johanns Sami Camp jedoch finden auch bis zu 60 Personen Platz.
Gemeinsam mit unserer Ausflugsgruppe durften wir dort am Lagerfeuer Platz nehmen und bekamen neben Tee und Kaffee auch trockenes Rentierfleisch und Johanns selbstgebackenen und sehr leckeren Mazi Kuchen gereicht.

Die Atmosphäre war sehr familiär und Johann erzählte uns spannende Geschichten uns alles rund um die Sami Kultur. Er lebt gemeinsam mit seinen Kindern und seiner Frau in Mazi. Gerade für Sami ist es üblich viele Kinder zu haben weshalb auch Johann eine große Familie hat.

Traditionelle Bekleidung der Sami

Johann in voller Tracht und Pracht, hier präsentiert er die Paeska

Unverkennbar war Johanns Kolt, die traditionelle Bekleidung der Sami. Diese wird heute allerdings nur noch beim Besuch von Touristengruppen und beispielsweise bei Hochzeiten getragen. Die Braut trägt hierbei traditionelle Kleidung, die auch mal um die 7.000 EUR kosten kann. Ab der Hochzeit trägt die samische Frau übrigens quadratische, statt runder Knöpfe an ihrem Gürtel.

Der Kolt besteht aus mehreren Farben und ist mit diversen Stickereien verziert. Sie werden in Handarbeit von Johanns Frau hergestellt. Ausschließlich die Verzierungen sind industriell hergestellt und werden von ihr als „Ganzes“ vernäht.

Auch die Schuhe werden von den Sami selbst hergestellt. Sie bestehen aus Rentierfellen und sind kuschelig warm. Die Spitze an den Zehen hat den praktischen Vorteil, dass dort die Skier verschnallt werden können und die Schuhe somit vielseitig nutzbar sind.

Diese werden mit Gräsern ausgestopft, die die Nässe aufnehmen und für einen wärmenden Effekt sorgen. Wird das Gras nass, wird es einfach über dem Feuer wieder getrocknet. Eine einfache und praktische Methode.

Im Winter ist es im Norden Norwegens oft sehr kalt, sodass sich die Temperaturen im Bereich von -40 Grad bewegen können. Hierfür nutzen die Sami die sogenannte Paeska, ein warmer „Mantel“, der ebenfalls aus Rentierfellen besteht und somit für eine wohlige Wärme sorgt.
Johann hat ebenfalls eine Paeska, die er allerdings selten trägt, da sie schon sehr alt ist und nicht kaputt gehen soll. Für uns hat er sie einmal angezogen und es war nicht zu übersehen, wie stolz er auf dieses Kleidungsstück ist. Somit haben wir wieder ein Stück Tradition hautnah miterleben dürfen.

Johanns Muttersprache ist übrigens samisch, die sich von der norwegischen Sprache unterscheidet. Besonders viel Spaß hatten wir als wir ihm ein paar deutsche Wörter beigebracht haben. Johann hat sich wirklich viel Mühe gegeben und hat sich sehr darüber gefreut, dass er „Kabeljau“ richtig aussprach.

Die Zeit im Lavvu war total kurzweilig und es haben alle sehr gespannt Johanns Worten gelauscht, denn auch über seine Rentiere haben wir sehr viel erfahren.

Im Bann der Rentiere

Die Sami leben von ihren Rentierherden und so ist die Rentierhaltung ausschließlich ihnen vorbehalten. Eine Möglichkeit ist allerdings das Recht weiterzuvererben. Da die meisten Sami von der Rentierhaltung allein nicht mehr leben können, laden sie Touristengruppen ein um ihnen die samische Kultur näherzubringen oder sind im Handwerk aktiv. Manche von ihnen leben auch vom Fischfang.
In den Sommermonaten leben die Rentiere im Tal ehe sie die Winterzeit auf den Bergen verbringen. Es gibt in Norwegen Gesetze, die genaue Zeitpunkte vorsehen, wann die Rentierherden umgesiedelt werden müssen. Allerdings ist dies oft problematisch, da sich die Wetterbedingungen oft verändern und die Sami sich somit kaum anpassen können.

Ein Portrait der Geweihträger

In der samischen Kultur werden regelmäßig Rentiere geschlachtet und dementsprechend gibt es fast täglich frisches Rentierfleisch. Im Gegensatz zu andern Kulturen wird vom Tier wirklich alles verwertet, sodass keine Reste entstehen. Zuvor werden alle Rentiere von den Sami markiert.

Die männlichen Rentiere verlieren übrigens im Spätherbst ihr Geweih, ehe die Weibchen ihres erst im Frühjahr des nächsten Jahres verlieren. Dies dient der Verteidigung der Futterstellen während der Schwangerschaft.

Tatsächlich wurde hier unsere Vorstellung „zerstört“, dass Rudolph ein männliches Rentier ist. Er muss vielmehr eine Rudolphine (oder ein kastrierter Rudi) sein, denn an Weihnachten haben nur weibliche Rentiere ein Geweih. Wir wurden also quasi all die Jahre von sämtlichen Filmen und Kinderbüchern angelogen…

Viel zu schnell gingen die zwei Stunden im Sami Camp um ehe es schon wieder hieß: Abschied nehmen. Es hat gedauert diese ganzen positiven Eindrücke zu verarbeiten und wenn wir uns jetzt die Bilder von der Zeit dort anschauen haben wir gleich wieder ein Lächeln im Gesicht.

Besonders in Erinnerung bleibt hier die Fahrt mit dem Rentierschlitten, aber auch die Gemütlichkeit im Lavvu und die besondere Gastfreundlichkeit von Johann. So wie er uns begrüßt hat, so hat er uns auch persönlich am Bus verabschiedet.
Man hat die ganze Zeit gemerkt, mit wie viel Herzblut er Touristen seine Kultur näherbringt. Für uns war es großes Glück ein so familiäres Sami Camp besuchen zu dürfen.

Der Ausflug hat insgesamt ca. 190 EUR pro Person gekostet und können ihn von ganzem Herzen weiterempfehlen, wenn man einmal in die Sami Kultur schnuppern möchte.

 


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